Der Abschied
 

Die letzten Tage vor seiner Abreise waren bei Jan-Philipp geprägt durch ein sehr lebhaftes Rumgespiele
mit seinem Beatmungsschlauch und neckische Raufereien mit den betreuenden Schwestern, Pflegern und
Ärzten. Er schwankte sehr stark was seinen Sauerstoffbedarf betraf. So schnell wie er auf 100%
Bedarf war, so schnell viel er auch wieder auch Raumluft ab. Kaum schaute mal niemand nach ihm
musste er direkt auf sich aufmerksam machen und die Maschinen zum Piepen bringen. Er hatte sogar
schon einen Spitznamen unter den beteiligten Personen. Jan-Philipp was der "Sauerstoff-Junkie".
Niemand hätte zu diesem Zeitpunkt mit einer derartigen Entwicklung gerechnet wie sie dann eintrat.

 

Wie immer war meine Frau am 08.08.2008 Nachmittags bei unserem Sohn gewesen. Den Abend war sie länger
dort geblieben weil er wieder seinen Spass mit den Schwestern trieb und immer im Sauerstoffbedarf
schwankte. Gegen 21 Uhr kam meine Frau nach Hause und bei unserem Allabendlichen Telefonanruf bei den
betreuenden Schwestern war schon der Professor der zuständigen Kinderklinik am Telefon. Er konnte
uns nichts Gutes Berichten und bei seinem Rückruf einige Minuten später teilte er uns dann auch mit,
dass es nicht gut aussehen würde und das wir doch besser kommen sollten.

Als wir im Krankenhaus ankamen wurden wir schon mit sehr ernster Mine empfangen. Ein Blick auf die
Geräte, die wir im Laufe der vergangenen Wochen zu genüge kennen gelernt hatten, verriet uns was der
Professor uns dann auch mitteilte. Die Lungen von Jan-Philipp waren am versagen. Seine Sauerstoff-
sättigung im Blut lag schon weit unter der gesundheitlich unbedenklichen Grenze und viel weiter ab.
Wir wurden dann von den betreuenden Ärzten und dem anwesenden Professor darüber informiert,
das nur noch die Maschinen Jan-Philipp am leben erhalten würden und das keine Aussicht mehr
darauf bestehen würde das er überleben könne.

So kam es, das meine Frau und ich nach kurzer Beratung eine Entscheidung treffen mussten, die ich
nie in meinem Leben jemals treffen müssen wollte. Wir gaben unsere Einwilligung die Maschinen
abzuschalten damit Jan-Philipp in Frieden seine Reise zu den Sternen antreten konnte.

Der Beatmungsschlauch wurde entfernt und wir durften unseren Jan-Philipp in den Armen halten.
So hatte ich mir das Kuscheln mit Jan-Philipp sicherlich nicht gewünscht. Als letztes Geschenk
für Mama und Papa hat er uns beide beim Kuscheln noch einmal angesehen und ist dann in den
Armen meiner Frau friedlich auf seine Reise zu seinem Geschwisterchen gegangen.